Lukaschenko-Kritiker Ales Puschkin Ist Tot

Der belarussische Künstler Ales Puschkin ist im Gefängnis gestorben. Er hatte immer wieder mit Protestaktionen gegen Alexander Lukaschenko für Aufmerksamkeit gesorgt.

Der belarussische politische Gefangene Ales Puschkin ist nach Angaben seiner Familie im Alter von 57 Jahren gestorben. “Ales starb heute auf der Intensivstation unter ungeklärten Umständen”, sagte seine Frau Janina am Dienstag. Es habe zuvor noch Versuche gegeben, ihn wiederzubeleben. Der bekannte Künstler war in der Haftanstalt der belarussischen Stadt Grodno inhaftiert.

Puschkin hatte seit rund 20 Jahren mit spektakulären Kunstaktionen die Gewalt der Regierung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko angeprangert. 1999 kippte er nach Angaben des unabhängigen Internetportals Mediazona einen Karren mit Mist vor dem Amtssitz von Lukaschenko aus. Dafür wurde er zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Puschkin war 2021 festgenommen und 2022 zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Der Vorwurf in dem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit lautete Missbrauch von Staatssymbolen und Aufstachelung zum Hass. Für Aufsehen hatte Puschkin nach Angaben von “Wjasna” bei der Verkündung des Urteils gesorgt, als er sich auszog und Schnitte in Form eines Kreuzes auf seinem Bauch zeigte. Diese habe er sich während der Untersuchungshaft zugefügt.

Puschkin verbüßte nach Angaben der Menschenrechtsaktivisten nach dem Urteil eine mehrmonatige Lagerhaft und wurde in Einzelhaft verlegt, bevor er Ende 2022 in das Gefängnis in Grodno überführt wurde.

In seinem Heimatdorf hatte Puschkin zudem in einer Kirche Lukaschenko vor dem Gericht Gottes ins Bild gesetzt, wie der Kultursender 3sat in einer Dokumentation über die Protestbewegung in Belarus berichtete. Auf Puschkins Instagram-Kanal sind Protestaktionen des Künstlers zu sehen.

“Verkörperung des unbeugsamen Geists des belarussischen Volkes”

Ales Puschkin sei “die Verkörperung des unbeugsamen Geists des belarussischen Volkes” gewesen, schrieb die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Er habe “mit seiner Kunst für die Freiheit gekämpft und ein neues Weißrussland ohne Tyrannei aufgebaut”. Dazu postete Tichanowskaja ein Foto des Künstlers, auf dem er vor einer Reihe aus Bereitschaftspolizisten eine weiß-rote Fahne schwenkt – eines der Symbole der belarussischen Opposition.

Belarus geht unerbittlich gegen kritische Stimmen vor

Im Onlinedienst Telegram forderte die Oppositionsvertreterin Tichanowskaja alle auf, die etwas “über den Tod von Ales wissen”, diese Informationen an seine Frau, unabhängige Medien oder Menschenrechtsaktivisten weiterzugeben.

In Belarus regiert Machthaber Alexander Lukaschenko seit 1994 mit harter Hand. Nach der brutalen Unterdrückung der Massenproteste im Land gegen seine umstrittene Wiederwahl im Jahr 2020 gehen die Behörden auch weiterhin unerbittlich gegen kritische Stimmen vor.

Nach Angaben der belarussischen Menschenrechtsorganisation Wjasna gibt es in Belarus derzeit 1.500 politische Gefangene. Die ehemalige Sowjetrepublik ist nicht zuletzt wegen ihrer Unterstützung von Russlands Militäroffensive in der Ukraine international zunehmend isoliert.

Quelle : T-online

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