Integrationsklima Leicht Schlechter Geworden


Wie gut funktioniert das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft? Eine neue Befragung zeigt, dass die Integration hierzulande mehrheitlich positiv bewertet wird – allerdings nicht mehr so positiv wie vor zwei Jahren.

Menschen in Deutschland stehen dem Thema Integration skeptischer gegenüber als noch vor zwei Jahren. Das geht aus dem aktuellen Integrationsbarometer des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hervor, für den gut 15.000 repräsentative Menschen zwischen November 2023 und Juli 2024 befragt wurden, darunter etwa zur Hälfte Menschen mit beziehungsweise ohne Migrationshintergrund. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht das Integrationsklima in Deutschland weiterhin positiv.

Insgesamt liegt der Index für das Integrationsklima nun bei 66,3 Punkten und damit auf dem Niveau von vor vier Jahren. 2022 waren es allerdings noch 68,5 Zähler, der bisherige Höchstwert. Die Skala reicht von 0 bis 100, je höher der Wert, desto besser wird das Integrationsklima eingeschätzt.

“Die Studie zeigt, dass das Klima gegenüber Migranten schlechter geworden ist”, erklärte die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman. Sie verwies auch auf andere aktuelle Studien, denen zufolge mehr als die Hälfte der Migrantinnen und Migranten in Deutschland beim Arbeiten oder auf Ämtern Diskriminierung erleben.

Mediale Debatten schuld an schlechterem Klima?

Die Ergebnisse zeigen dem Sachverständigenrat zufolge ein differenziertes Bild: Während Menschen in einigen Bereichen größere Skepsis äußerten, gebe es in anderen Bereichen auch Verbesserungen. “Offensichtlich unterscheiden die Befragten zwischen abstrakten Debatten und ihren persönlichen Erfahrungen im unmittelbaren Umfeld”, sagte der Ratsvorsitzende Hans Vorländer. Die Verschlechterungen führte er auch auf “die oft hitzigen medialen Debatten um Migrationssteuerung” zurück.

Skeptischer äußerten sich in einer neuen Studie vor allem Deutsche ohne Migrationshintergrund, überdurchschnittlich auch Männer und Ostdeutsche. Der SVR-Vorsitzende Hans Vorländer sagte, negativer werde von Menschen ohne Migrationshintergrund die Integration in den Teilbereichen Bildung und Nachbarschaft bewertet.

Die Forscher hatten beispielsweise gefragt, ob man das eigene Kind an einer Schule mit heterogener Schülerschaft anmelden würde. Unter Eltern ohne Migrationsgeschichte würden dies den Angaben zufolge 55 Prozent tun, nach rund 65 Prozent zwei Jahre zuvor. Der SVR vermutet dahinter Faktoren wie Lehrkräftemangel oder mangelnde Ausstattung der Schulen.

Flucht vor Gewalt anders bewertet als Flucht vor Armut

Positiv werden besonders Menschen aufgenommen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, weniger Menschen, die aus Armutsgründen nach Deutschland kommen.

Ein Beispiel: Die Aufnahmebereitschaft sei grundsätzlich höher, wenn es um geflüchtete Frauen geht. Das Asylbegehren einer muslimischen Frau mit Hochschulabschluss, die vor Krieg flieht, wurde demnach von 98,2 Prozent der Befragten positiv bewertet, während das Schutzersuchen lediglich von 48,5 Prozent der Bevölkerung unterstützt wird, wenn es sich um einen muslimischen Mann ohne Schulabschluss handelt, der vor Armut flieht.

Dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland “nicht mehr so rosig” sei, ist nach Einschätzung von Vorländer auch ein Grund dafür, dass inzwischen laut Befragung mehr Menschen in Westdeutschland der Auffassung sind, die Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge sei “eine Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland”.

Dieser Aussage stimmen im Westen Deutschlands 36,7 Prozent der Menschen zu – ein Anstieg von 13,5 Prozentpunkten seit 2018. In Ostdeutschland liegt der Wert – weitgehend unverändert – bei 46,7 Prozent.

Der Bericht zeigt zudem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte, die Diskriminierung erfahren oder sich benachteiligt fühlen, mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit eine Auswanderung in Betracht ziehen. Rund 38,3 Prozent der Befragten, die starke Benachteiligungen wahrnehmen, erwägen diesen Schritt.

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