Angeblich verfügt die ukrainische Armee über eine Einheit mit Spezialausrüstung aus Schweden. Bislang war diese an der Front noch nicht aufgetaucht. Nun gibt es erste Hinweise.
Ambitioniert sollte sie sein und möglichst unauffällig. Jene Brigade, die die ukrainische Armeeführung im Frühjahr aufstellen ließ. Das Besondere an der Einheit: Sie wurde mit wertvollem Gerät aus schwedischen Militärbeständen ausgestattet und ihre Soldaten in Schweden trainiert, um einen der “schlagkräftigsten Kampfverbände” zu bilden, über die die Ukraine verfügt, wie die britische “Times” berichtete.
Demnach soll die schwedische Brigade über acht Archer-155-mm-Haubitzen, zehn Stridsvagn122-Kampfpanzer, eine schwedische Version des deutschen Leopard 2A5 und 50 CV90-Schützenpanzer mit 40mm-Kanonen verfügen, wie schwedische Medien berichteten. Dabei handelt es sich um einige der effektivsten und modernsten Waffensysteme, die der schwedischen Armee zur Verfügung stehen. Sie sollen in der Ukraine zu einer schlagkräftigen Eliteeinheit im Kampf gegen die russische Armee geformt werden.
Insgesamt hatte die Lieferung aus Stockholm einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar, doch um die Militärhilfe aus Skandinavien ist bislang wenig Aufhebens gemacht worden. Die Operation sollte “off the books” verlaufen, also unter dem Radar bleiben. Und das ist sie bis heute. Denn noch ist die Brigade an keinem Frontabschnitt gesehen worden, lediglich einzelne Fahrzeuge der schwedischen Lieferung wurden im Rahmen kleinerer Teileinheiten gesichtet.
Militärexperten fragen sich, wann die Ukraine die Brigaden (Anm.: kleinster militärischer Großverband mit einer Stärke von 3.500 bis 4.000 Soldaten) mit westlichem Gerät in den Einsatz schickt und welchen Plan die ukrainische Militärführung verfolgt. Insgesamt wurden neun von zwölf neu formierten Brigaden mit modernster westlicher Technik ausgestattet, ein Großteil ihrer 36.000 Soldaten in westlichen Ländern ausgebildet, wohingegen die drei verbliebenen neu gebildeten Großverbände mit Gerät aus sowjetischen Beständen der ukrainischen Armee bestückt wurden.
Bislang schickte die Armeeführung um General Walerij Saluschnyj nur einige wenige der von der Nato hochgerüsteten Verbände ins Feld. Aus gutem Grund, wie sich zeigte.
Fast alle Besatzungsmitglieder überlebten
Eine der Vorzeigeeinheiten mit westlichem Material erlangte Anfang Juni traurige Berühmtheit, als sie in einem Minenfeld bei Mala Tokmatschka unter schweres Feuer geriet und dabei zahlreiche wertvolle Waffensysteme verlor. In wenigen Minuten gingen unter den Schlägen russischer Kampfhubschrauber und Artillerie unter anderem drei finnische Minenräumpanzer, vier Leopard 2A6-Panzer aus Deutschland, 17 amerikanische Bradley-Schützenpanzer und ein Pionierpanzer Wisent in Flammen auf. Fast alle Mitglieder der Besatzungen überlebten den Angriff, dank der westlichen Bauart der Waffensysteme, die über eine hochresistente Panzerung verfügen.
Der gescheiterte Vorstoß der Einheit in der Region Saporischschja sorgte international für Aufsehen, bedeutete er für die Ukraine nicht nur den Verlust von dringend benötigtem westlichem Militärgerät, sondern auch die Erkenntnis, dass die Gegenoffensive offenbar nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Der ukrainischen Armee fehlt die nötige Luft- und Artillerieunterstützung, um die schwer befestigten russischen Stellungen zu überwinden.
“Dies ist der schwierigste Teil der Gegenoffensive für das ukrainische Militär”, sagte Dara Massicot, Militärexpertin der amerikanischen Rand Corporation, kürzlich der “New York Times”. “Es ist die Phase, in der die russischen Streitkräfte in der Lage sind, die strategischen Vorteile, die ihnen noch geblieben sind, nämlich die Luftunterstützung und die massiven Artilleriereserven, voll zur Geltung zu bringen. Nur wenn die Ukrainer einen Durchbruch [durch die russischen Befestigungslinien] schaffen, könnte sich die Dynamik grundlegend ändern”, so Massicot weiter.
Quelle : T-online