Russen Foltern Tausende Ukrainer in Gefängnissen

Seit der russischen Invasion in die Ukraine nimmt Russland systematisch ukrainische Zivilisten gefangen. Ein neuer Bericht zeigt die Zustände für die Gefangenen.

Russland soll ukrainische Zivilisten systematisch in Gefängnissen festhalten, sie foltern und zu harter Arbeit zwingen. Das berichtet die US-Nachrichtenagentur AP. Die Recherchen beruhen dem Bericht zufolge auf Gesprächen mit ehemaligen Häftlingen und Kriegsgefangenen, den Familien inhaftierter Zivilisten und ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern.

Aber auch Satellitenbilder, soziale Medien und Regierungsdokumente und Kopien von Briefen vom Roten Kreuz wurden zur Recherche herangezogen. Sie alle bestätigen demnach ein “weit verbreitetes russisches System der Inhaftierung und des Missbrauchs von Zivilisten”, das einen direkten Verstoß gegen die Genfer Konventionen darstelle.

Dem Bericht zufolge werden die ukrainischen Zivilisten auf mindestens 40 Gefangenenlager in Russland und Belarus und 63 provisorische und formelle Lager in den besetzten ukrainischen Gebieten aufgeteilt. Einige der ukrainischen Zivilisten würden tage- oder wochenlang festgehalten, während andere seit weit über einem Jahr verschwunden sind.

91 Prozent der Gefangenen erlebten Folter

Wie viele ukrainische Zivilisten genau festgehalten werden, ist unklar. Die ukrainische Regierung konnte AP zufolge etwas mehr als 1.000 Fälle bestätigen, in denen Zivilisten von Russland angeklagt sind, und gehe von etwa 10.000 inhaftierten Zivilisten aus. Laut einem im Exil lebenden russischen Medienrechtsaktivisten werden mindestens 4.000 Zivilisten in Russland festgehalten und mindestens ebenso viele in den besetzten Gebieten in der Ukraine.

Eine Untersuchung der Vereinten Nationen (UN) dokumentierte zwischen dem 24. Februar 2022 und dem 23. Mai 2023 864 Fälle willkürlicher Inhaftierungen von überwiegend Männern, aber auch Frauen und Kindern. Russland bestreitet, Zivilisten festzuhalten. Fast alle ehemaligen Häftlinge gaben AP zufolge an, Folter erlebt zu haben oder Zeugen von Folter geworden zu sein. Laut der UN-Untersuchung sind 91 Prozent der Gefangenen davon betroffen.

Wer nicht gehorcht, wird erschossen

Einige von ihnen berichten gegenüber AP von Schlägen mit Schlagstöcken und gefüllten Wasserflaschen, andere von Stromschlägen. Laut der UN-Untersuchung gehört zu den Foltermethoden auch sexualisierte Gewalt durch russische Bedienstete und Strafverfolgungsbeamte. Ehemalige Gefangene berichten AP zudem, wie sie Zwangsarbeit verrichten und beispielsweise Schützengräben für russische Soldaten oder Massengräber für ihre Mithäftlinge ausheben mussten. Wer nicht gehorche, werde teils erschossen. Auch die ehemalige Verwaltungsangestellte Olena Jahupowa hat nach eigenen Angaben solche Zwangsarbeit erlebt. Mehr zu ihren Erfahrungen in russischer Gefangenschaft in Saporischschja lesen Sie hier.

Olena Yahupova: Die Ukrainerin musste in Saporischschja Zwangsarbeit verrichten.

Die Gefangenen werden ehemaligen Häftlingen zufolge teils mehrfach in Gefangenenlager an anderen Orten transportiert – zum Teil mit Flugzeugen. Eine Erklärung für diese Versetzung bekämen sie nicht. Die Angehörige eines Häftlings vermutet laut AP, dass es so für Verwandte schwieriger gemacht werden soll, ihre inhaftierten Angehörigen zu finden.

Die Genfer Konventionen verbieten im Allgemeinen die willkürliche Inhaftierung oder Zwangsdeportation von Zivilisten und besagen, dass Gefangene mit ihren Angehörigen kommunizieren, einen Rechtsbeistand erhalten und die gegen sie erhobenen Vorwürfe anfechten können müssen.

Quelle : T-online

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