Springreiter Ludger Beerbaum hat zum Abschluss des CHIO in Aachen am Sonntag (02.07.2023) das Ende seiner sportlichen Karriere verkündet.
Der viermalige Olympiasieger aus Detmold ist der erfolgreichste Springreiter der Welt nach dem 2018 gestorbenen Hans Günter Winkler, der 59-Jährige gewann unter anderem acht Goldmedaillen bei Welt- und Europameisterschaften und neun deutsche Meistertitel.
Als Beerbaum sich am Sonntag nach dem Großen Preis von Aachen plötzlich ein Mikro schnappte, vor das Aachener Publikum ritt und seinen Abschied aus dem Sport bekanntgab, stahl der 59-Jährige dem Sieger Marcus Ehning mit Stargold die Show.
Beerbaum will jüngerer Generation Platz machen
Noch während des CHIO in Aachen war Beerbaum unschlüssig, wann er aufhören soll. “Gute Frage”, hatte er gesagt: “Die stelle ich mir auch.” Mit 60 Jahren wolle er keine Turniere mehr reiten, hatte der Riesenbecker vor ein paar Jahren gesagt.
“Ich darf auf eine tolle Zeit als Reiter blicken, habe die ganze Welt bereist und wunderschöne Erlebnisse gehabt”, sagte Beerbaum nun beim emotionalen Abschied: “Jetzt ist die Zeit gekommen, Platz für die jüngere Generation zu machen. Es ist mir eine Freude, beim schönsten Turnier der Welt diesen für mich nicht leichten Schritt zu gehen.”
Er habe sich gefühlt “wie ein alter Hund, der noch einmal mit zur Jagd darf”. Anschließend drehte der 59-Jährige noch eine letzte Ehrenrunde vor seinem Lieblingspublikum.
Weishaupt: Beerbaum “bester Reiter, den es jemals gab”
Springkollege Philipp Weishaupt, Bereiter auf Beerbaums Gut in Riesenbeck, würdigte ihn mit Superlativen. “Dieser Mann ist sicherlich der beste Reiter, den es jemals gab”, sagte der 37-Jährige ebenfalls sehr angefasst. Beerbaum habe “den Sport 30 Jahre lang weiterentwickelt, es ist eine große Ehre, für ihn zu arbeiten. Ich danke ihm für alles, was er getan hat”.
Beerbaums Leben dreht sich weiter um Pferdesport
Beerbaum wird weiterhin sein Leben dem Pferdesport widmen: “Ganz ohne Reiten kann ich nicht sein, da dies mein Lebensinhalt war und ist. Deshalb werde ich Pferde weiterhin ausbilden und auch hin und wieder in kleinem Rahmen bei Turnieren vorstellen.” Außerdem betreibt er Pferdehandel und organisiert Turniere.
Platz 25 zum Abschluss beim Großen Preis von Aachen
Beim Großen Preis am Sonntag, den Ehning gewann, belegte Beerbaum in seinem letzten Wettkampf vor 40.000 Reitsport-Fans mit der Stute Mila nach einem Fehler am Wassergraben Rang 25. Beim Auftaktspringen des CHIO am Dienstag hatte er Platz 13, beim Preis von NRW am Samstag Rang sechs belegt.
Beerbaum schwärmt von CHIO in Aachen
Ansonsten humpelte er über das Gelände. Anfang März war der Reiter beim Turnier in Doha (Katar) gestürzt und hatte sich einen Beinbruch zugezogen. Da habe er bereits das Gefühl gehabt, “den Absprung verpasst” zu haben. Und sagte schon für Aachen ab.
Als sich seine Verletzung aber besserte, griff Beerbaum kurzentschlossen zum Hörer. “Du kannst ja vielleicht noch einmal nach 38 Jahren zum 35. Mal versuchen, in Aachen mitzumachen”, habe er sich gedacht. Die Startplätze waren zwar vergeben, doch die Springreiter-Koryphäe bekam eine “Wildcard”.
Und so bekam er seinen Abschied vor seinem liebsten Publikum. “Wenn man sowas überhaupt macht, gibt es keinen besseren, prädestinierteren Ort, als Aachen”, schwärmte Beerbaum: “Auch, wenn man mal hier nicht so eine gute Runde hat, verzeiht dieses Publikum alles, das ist wirklich außergewöhnlich. Das möchte ich einmal sagen und mich nach über drei Jahrzehnten wirklich von Herzen bedanken.”
Quelle : tagesschau